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Beeinflussung der Muskelspannung
Die Wirkung einer Massage auf einen Muskel ist nicht immer die gleiche, sondern hängt vom Ausgangszustand ab. Abhängig von den gewählten Massagetechniken, der ausführenden Person und sonstigen Bedingungen, werden die Auswirkungen der Massage vermutlich unterschiedlich ausfallen.
- Beeinflussung normotoner Muskulatur
- Beeinflussung schlaffer Muskulatur
- Beeinflussung angespannter Muskulatur
- Strategien zur Beeinflussung der Muskelspannung
Nach dem Modell der gekoppelten Regelkreise haben wir mehrere Möglichkeiten, um die Spannung eines Muskels zu beeinflussen. Dabei ist zu beachten, dass einige Effekte
a) nur von kurzer Dauer sind und b) von "übergeordneten Ebenen" des Nervensystems überschrieben werden können
Während ein Muskel angespannt ist sorgt der Mechanismus der Reziproken Hemmung tendenziell dafür, dass der Gegenmuskel gehemmt wird. Wenn man aufhört den Muskel anzuspannen, lässt auch der Effekt der Reziproken Hemmung wieder nach (insofern er überhaupt zum Tragen gekommen ist). Ich würde daher erwarten, dass eine Anleitung wie "Muskel anspannen, 5 s Pause machen, dann den Effekt der Reziproken Hemmung nutzen" nicht funktionieren würde. Es kann zwar sein, dass der Bewegungsablauf den gewünschten Effekt hat, aber eben nicht aufgrund der vorherigen Reziproken Hemmung.
Diesen Hinweise vorausgeschickt ist hier eine Liste mit denkbaren Einflussmöglichkeiten auf die Spannung eines Agonisten, abgeleitet vom Modell der gekoppelten Regelkreise:
1. Beeinflussung der motorischen Steuersignale, die von den α-Neuronen im Rückenmark an die Muskelfasern gesendet werden, um diese kontrahieren zu lassen.
2. Beeinflussung der Rückmeldung der Muskelspindeln des Agonisten zum α-Neuron des Agonisten. Übers α-Neuron erfolgt dann 1 (Dehnungsreflex). Dabei wäre z. B. denkbar: 2a) Manuelle Dehnung von Muskelspindel, die zu wenig/keine Signale sendet: dadurch vermehrte Ausgangssignale 2b) Manuelle Dehnung von "verkrampfter Muskelspindel", die zu viele Signale sendet: dudurch "Durchbrechen des Krampfes" der äußeren Bereiche und Synchronisation mit dem Sollwert. Die Muskelspindel gelangt wieder in ihren Messbereich und nimmt den gewünschten Betrieb zur Regulation der Spannung wieder auf.
3. Beeinflussung der Rückmeldung der Muskelspindeln des Antagonisten zum α-Neuron des Agonisten (Reziproke Hemmung). Übers α-Neuron erfolgt dann 1.
4. Beeinflussung des Sollwerts, der von γ-Neuronen im Rückenmark zu den Muskelspindeln des Agonisten übertragen wird. Über den Einfluss auf die Ausgangssignale der Muskelspindel erfolgt dann 2. Dabei wäre z. B. denkbar: 4a) Schöne Entspannungsmusik abspielen. Dadurch allgemeine Entspannung und Einflussnahmen auf den Sollwert über vegetatives Nervensystem. 4b) Verbesserte Durchblutung durch Massage. Dadurch Senken der Schwelle für Schmerzsignale. Dadurch wiederum weniger weitergeleitete Schmerzsignale, die bei der Ermittlung des Sollwertes Berücksichtigung finden.
5. Beeinflussung der Rückmeldung der Golgi-Sehnenorgane des Agonisten zum α-Neuron des Agonisten (Autogene Hemmung). Übers α-Neuron erfolgt dann 1. Dabei wäre z. B. denkbar: 5a) Starke und schnelle Belastung des Muskelansatzes durch aktive Kontraktion oder passive Dehnung. Dadurch Erregung der Golgi-Sehnenorgane 5b) Manuelle Einwirkung auf (vorbelastete) Golgi-Sehnenorgane, z. B. durch Klopfen oder Querfriktion. Dadurch Erregung der Golgi-Sehnenorgane
6. Beeinflussung der Rückmeldung der Golgi-Sehnenorgane des Antagonisten zum α-Neuron des Agonisten (Reziproke Verstärkung)). Übers α-Neuron erfolgt dann 1.
7. Beeinflussung der Rekurrenten Hemmung des α-Neurons über Renshaw-Zellen des Agonisten durch übergeordnete Anteile des Nervensystems. Übers α-Neuron erfolgt dann 1. Dabei wäre z. B. eine allge
8. Beeinflussung der α-γ-Coaktivierung durch Fremdreflexe. Darüber 2. und 1. 8a) Reiz auf gleicher Körperseite 8b) Reiz auf gegenüberliegender Körperseite
9. Beeinflussung der α-γ-Coaktivierung durch willkürliche Bewegungen. Darüber 2. und 1.
10. Nutzung von zeitlich länger andauernden Effekten wie der Sukzessiven Induktion: Nach starker Erregung des Agonisten ist die Aktivierung des Antagonisten für längere Zeit (?) gebahnt. Eine verstärkte Kontraktion des Antagonisten kann dann ggf. bei einer Dehnung des Agonisten unterstützen.
Ein konstanter, gleichmäßig mechanisch ausgeübter Druck ruft eine Gewöhnung (Adaption) der Sensoren (Mechanorezeptoren) hervor. Wenn man das Nervensystem nicht nur kurze Zeit reizen möchte, sollten daher die Steilheit der Fingerstellung, die Intensität, die Geschwindigkeit, die zeitliche Dauer bzw. Frequenz und die Flächenausdehnung von Massagehandgriffen variiert werden.
Pandiculation
https://www.youtube.com/watch?v=hQlbqdfbD7o