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Beeinflussung der Muskelspannung

stefaneidelloth edited this page Dec 12, 2018 · 43 revisions

Nach dem Modell der gekoppelten Regelkreise haben wir prinzipiell drei Möglichkeiten, um die Muskelspannung zu beeinflussen:

I. Beeinflussung des Sollwerts, der von g-Neuronen im Rückenmark zu den Muskelspindeln übertragen wird.

II. Beeinflussung der Rückmeldung der Muskelspindeln zum Rückenmark.

III. Beeinflussung der motorischen Steuersignale, die von den a-Neuronen im Rückenmark an die Muskelfasern gesendet werden, um diese kontrahieren zu lassen.

Abhänggkeit on Ruhespannung

Die Wirkung einer Massage auf einen Muskel ist nicht immer die gleiche sondern hängt von der Ruhespannung ab.

a) Bei Massage eines gesunden Muskels mit normalem Ruhetonus wird der Tonus nicht beeinflusst. Die Massage bahnt die Eigenreflexe und führt damit zur Erleichterung harmonischer Willkürbewegungen. Da Muskelmassage den Eigenreflexapparat direkt reizt, ist die Wirkung intensiver als bei alleinigem Hautreiz. Die Massage von Sportlern vor Wettkämpfen hat einen leistungssteigernden Effekt.

b) Bei Massage eines Muskels mit niedrigem Tonus wird der Tonus gesteigert. 1. Durch Dehnung der Museklspindeln wird auch hier die Willkührbewegung gebahnt. Bei zu niedrigem Tonus sind die Meldungen der g-Nerven behindert und dadurch vermindert. Die durch Massage vermittelte passive Dehnung wirkt auf die Muskelspindeln und bewirkt eine Tonuserhöhung über den Reflexbogen. "Am hypotonen Muskel täuscht die passive Dehnung Impulse der g-Neuronen vor."

2. Schmerzreize üben einen hemmenden Effekt auf die g-Neuronen aus. Durch Massage wird die Durchblutung verbessert. Dies hebt die Schmerzreizschwelle und vermindert die hemmenden Effekte auf die g-Neuronen. Dadurch fließen den Muskelspindeln wieder mehr Signale aus dem gesamten Nervensystem zu, was über den kleinen Regelkreis wiederum den Muskeltonus erhöht. Damit kann man einen anhaltend erhöhten Muskeltonus nach einer Massage erklären.

Nur bei häufiger Wiederholung, mindestens einmal pro Tag, kann Massage den normalen Tonus wiederherstellen. Von Massage zu Massage wird der Tonus etws mehr angehoben. Sind die Abstände zu groß gewinnen die hemmenden Signale (z. B. durch schmerzende Gelenke mit Arthrose) wieder Oberhand.

c) Bei Massage eines Muskels mit erhöhtem Tonus wird der Tonus herabgesetzt. 1. Wir stellen uns vor dass einer Muskelspindel ohne Willkührbewegung ständig Erregungen zufließen. Dies geschieht so häufig, dass die äußeren Bereiche der Muskelspindeln ständig maximal kontrahiert sind. Über den kleinen Regelkreis werden die Muskelfasern zu erhöhtem Muskeltonus veranlasst. Willkürbewegungen sind gehemmt. Eine mögliche Erklärung für die Wirkung der Massage ist dass passive Dehnung die Kontraktion der Muskelspindel durchbrochen kann. Der innere Bereich der Muskelspindeln ist danach nicht mehr gedehnt. So wurde der Sollwert verändert und über den kleinen Regelkreis lässt die Muskelspannung plötzlich nach. Dies lässt sich z. B. auch bei einem Wadenkrampf beobachten, der durch Dehnung plötzlich aufgelöst wird. Damit verschwindet auch die Hemmung von Willkürbewegungen.

2. Reize aus erkrankten Stellen des Körpers (z. B. Gelenk mit Arthrose) können Signale an g-Neuronen nicht nur hemmen sondern manchmal auch verstärken. Die Signale wirken so, dass sie insgesamt Bewegungsmuster hemmen, die zu einer erhöhten Belasung führen würden. Bei einer Hüftarthrose steigt z. B. die Spannung der Muskeln die nach innen drehen und es sinkt die Spannung der Muskeln die nach außen drehen. Die Massage führt zu einer Mehrdurchblutung, die die Erregbarkeit senkt. Dadurch nehmen die Signale an die g-Neuronen ab und über den kleinen Regelkreis sinkt die Muskelspannung. Eine verbesserte Durchblutung kann auch mit Vibration erreicht werden, die Kapilaren erweitert.

3. Eine Vibration von Muskelansätzen erregt die Golgi-Sehnenorgane und kann den Muskeltonus über Autogene Hemmung senken.











Erhöhung der Muskelspannung

Die Steigerung des Tonus ist möglich durch stärkere und intensivere Techniken wie Kneten oder Klopfen und wird z.B. als Vorbereitung für sportliche Aktivitäten genutzt.Die Stimulation der Muskelspindeln durch kurze und aggressive Reize löst in der Regel eine Muskelkontraktion aus.

Die Erhöhung des Muskeltonus durch direkte Einwirkung auf die Muskelspindeln (hypoton, Atonie=>normoton=>hyperton, Tonus) ist leichter zu verstehen als die Erniedrigung des Tonus. Deshalb behandeln wir sie zuerst.

Eine erhöhte Muselspannung kann z. B. bei Sportlern gewünscht sein, die höhere Leistungen vollbringen möchten, siehe auch https://www.youtube.com/watch?v=oNxfEObvBdQ

Eine Erhöhung des Musekltonus lässt sich durch einen Wechsel von passiver Dehnung zu aktiver Kontraktion erzielen. Durch schnelle und kräftige Dehnung werden die Muskelspindeln aktiviert. Die Spindeln senden Signale zum Rückenmark (Beeinflussung II) und über den Eigenreflexbogen wird eine Kontraktion des Muskels ausgelöst. (Die Kontraktion des Gegenmuskels wird gehemmt.)

Durch eine willentliche Kontraktion (Beeinflussung III) wird der Spannungszustand des Muskels zusätzlich erhöht und die Muskulatur noch stärker trainiert.

Der passende Reiz für die Muskelspindeln ist Dehnung, die bei der Massage z. B. durch Knetung oder Klopfen erzielt wird. Menschen mit Bewegungseinschränkung können die erforderliche Dehnung manchmal nicht mehr erreichen, indem sie ihre Gelenke bewegen. Durch die Einwirkung äüßerer Kräfte während einer Massage kann die Dehnung dann doch noch erzielt werden.

Eine Beeinflussung hin zu einem höheren Tonus lässt sich lässt sich neben Massage z. B. auch durch Kälte (Beeinflusssung I) erzielen. Eine Beeinflussung des vegetativen Nervensystems, z. B. durch Körperhaltung, körperliche Anstrengung, Schlaf, Ess- und Trinkgewohnheiten, Medikamente usw. ... wirkt sich meist auch auf den Sollwert für den Muskeltonus aus.

Absenkung der Muskelspannung

Das Senken des Tonus ist möglich durch rhythmische Dehnung der Muskelspindeln oder rhythmische Kompression. Des Weiteren trägt die Schmerzhemmung durch Massage zu einer Muskeltonussenkung bei. Über die Wirkung auf das limbische System und die Formatio reticularis setzt ein Gefühl der Entspannung ein.

Wenn wir die Muskelspannung absenken möchten sind die oben genannten Möglichkeiten kontraproduktiv. Der schlimmste Fall wäre etwa, einen kalten Muskel bei den ersten Massagegriffen mit kräftiger Dehnung in Form von massiver Knetung oder Schlägen zu überfallen. Schon über die Sensibilität der Haut würde sich eher eine Abwehrspannung als die gewünschte Erschlaffung einstellen.

Zur Abseknkung der Muskelspannung tragen mehrere Faktoren bei, z. B. Hautfremdreflex, Muskeleigenreflex, Blutzirkulationsanregung und sich wiederholende Reize.

Besonders zu Beginn einer Massage kann der ständige Wechsel zwischen zwei Reflexen zur Absenkung der Muskelspannung genutzt werden:

  • Hautfremdreflex
  • Muskeleigenreflex
Manchmal ist schon der reine Hautreflex genug, um einen Muskelhartspann positiv zu beeinflussen. Das Ausstreichen ist bei hoher Muskelspannung besonders wichtig. Die Bindegewebsmassage macht sich auch gezielt den Hautfremdreflex zu nutze. Wenn zu Beginn der Massage das Ausstreichen ernst genommen wird, werden gegen Ende der Massage intensivere Knetgriffe zur Anregung der Blutzirkulation besser toleriert.

Pandiculation

https://www.youtube.com/watch?v=hQlbqdfbD7o


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